Prof. Dr. Peter Romijn
(Amsterdam)
Peter Romijn ist Forschungsdirektor des Instituts für Kriegs-, Holocaust- und Genozidforschung (NIOD) in Amsterdam und lehrt Geschichte des 20. Jahrhunderts an der dortigen Universität. Mit zahlreichen Veröffentlichungen zur Geschichte der Niederlande im Zweiten Weltkrieg und danach hat er sich einen internationalen Namen gemacht.
Nach seinem Geschichtsstudium an der Universität Groningen kam Romijn (Jahrgang 1955) Mitte der achtziger Jahre nach Amsterdam an das renommierte, 1945 gegründete Reichsinstitut für Kriegsdokumentation, das spätere NIOD. Auf seine preisgekrönte Dissertation über die Strafverfolgung und Reintegration niederländischer Nationalsozialisten nach dem Ende der deutschen Besatzung (Snel, streng en rechtvaardig. De afrekening met de ‚foute‘ Nederlanders, Houten 1989) folgte 1991 eine kritische Edition der Debatte um Loe de Jongs Geschichte der Niederlande im Zweiten Weltkrieg (zusammen mit J. Bank).
In zahlreichen Forschungsprojekten hat sich Peter Romijn seither in nationaler und in vergleichender Perspektive mit der Geschichte von Besatzung und Kollaboration im Zweiten Weltkrieg sowie mit der Geschichte von Regimewechseln und der Aufarbeitung von Massenverbrechen beschäftigt. 2006 veröffentlichte er unter dem Titel Burgemeesters in oorlogstijd eine Monographie über die Rolle der niederländischen Verwaltung unter deutscher Besatzung. Von 2007 bis 2012 leitete er gemeinsam mit Ismee Tames ein von der Niederländischen Forschungsgemeinschaft (NWO) gefördertes Forschungsprojekt über Long-Lasting Legacies of Collaboration und publizierte 2008 mit Martin Conway den Sammelband The War for Legitimacy in Politics and Culture, 1936-1945.
Gefragt ist Romijns Expertise auch in der Auseinandersetzung mit kriegerischen Konflikten und Massenverbrechen der Gegenwart: Mit Hans Blom, dem ehemaligen Direktor des NIOD, gab er 2002 im Regierungsauftrag einen Bericht über den Einsatz niederländischer UNO-Truppen in Bosnien 1995 und ihre Rolle während des Massakers von Srebrenica heraus.
Fellowships und Gastprofessuren führten Peter Romijn mehrfach ins englischsprachige Ausland: an die Oxford University, nach Canberra und wiederholt nach New York, wo er Forschungsaufenthalte an der NYU und an der Columbia University verbrachte. Seit Sommer 2014 ist er für drei Jahre von seinen Aufgaben am NIOD entbunden, um an seinem aktuellen Buchprojekt zu arbeiten: Zehn Jahre Krieg! Die Niederlande, die Niederländer und die Massengewalt, 1940-1949.