Prof. Dr. José Brunner
(Tel Aviv)
José Brunner lehrt seit 1996 an der Buchmann Fakultät für Rechtswissenschaft und dem Cohn Institut für Wissenschaftsgeschichte und -philosophie der Universität Tel Aviv. Zuvor hat er dort ein Jahrzehnt lang Politologie unterrichtet; seit knapp drei Jahren ist er zudem Direktor des Minerva-Instituts für deutsche Geschichte.
Brunner stammt aus Zürich, studierte Politologie an der Hebräischen Universität in Jerusalem und promovierte am St. Antony’s College der Oxford University bei Leszek Kolakowski. Danach war er Postdoctoral Fellow am Minda de Gunzburg Center for European Studies der Harvard University, Visiting Scholar am Sigmund Freud-Zentrum der Hebräischen Universität in Jerusalem und verbrachte ein Jahr als Visiting Hannah Professor am Department of Social Studies of Medicine der McGill Universität in Montreal.
In seinen Forschungen befasst sich Brunner mit dem politischen Diskurs der Psychoanalyse und mit psychologischen Erklärungen des Nationalsozialismus. Weitere seiner Themen sind die Praxis der Wiedergutmachung für Holocaust-Überlebende in Israel und Deutschland, politische Theorien der Gegenwart sowie die politischen Ursprünge und Bedeutungen von Traumatheorien – vor allem die Frage, wie sie im Rahmen des Nahostkonflikts zur Sprache kommen.
Brunners Studie zur politischen Bedeutung der Freudschen Theorie liegt auf Deutsch vor unter dem Titel Psyche und Macht. Freud politisch lesen (Stuttgart 2001). Als Direktor des Minerva-Instituts ist Brunner auch Herausgeber des Tel Aviver Jahrbuchs für deutsche Geschichte, dessen jüngster Band unter dem Titel Väterliche Autorität und mütterliche Macht: Elternbilder im deutschen Diskurs soeben erschienen ist.
Im Sommer 2008 war José Brunner Gastprofessor am Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. In einem öffentlichen Vortrag und drei Gesprächsabenden befasste er sich eingehend mit Formen des Nachdenkens über Geschichte nach Freud und Hitler.