Fremde im Visier

Privatfotografie der Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg

Bearbeiterin
Dr. Petra Bopp

Projektleiter
Prof. Dr. Norbert Frei / Prof. Dr. Detlef Hoffmann

Förderung
Deutsche Forschungsgemeinschaft, Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur

Kurzbeschreibung
Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens steht die Untersuchung privater Kriegsfotografien von Wehrmachtssoldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Aufnahmen werden sowohl mit Blick auf ihren historisch-
politischen als auch auf ihren ästhetischen Kontext analysiert.
Zwei Bildgattungen bilden die Basis des Projekts: zum einen rund 150 (vorwiegend aus Norddeutschland stammende) Fotoalben, deren einstige Besitzer bekannt, manche von ihnen noch am Leben sind,
zum anderen Alben aus Museen, Archiven und privaten Beständen, über deren Herkunft kaum etwas auszumachen ist. Das Projekt geht sowohl Fragen zur Praxis und Bedeutung des Fotografierens als auch zum Bildertausch unter den Soldaten nach. Identische Bilder einer Serie, die sich in fünf unterschiedlichen Konvoluten finden lassen, weisen beispielsweise darauf hin, daß es zur Vermischung von professionellen Fotos, die Propaganda-Kompanien aufgenommenen hatten, mit Privatfotografien von Kriegsteilnehmern kam. Ästhetische Prägungen und visuelle Vorstellungen vom Fremden, die die Bilder dokumentieren, werden mit der Bildpublizistik der zwanziger und dreißiger Jahre verglichen und in ihrem Verhältnis zur NS-Alltagsästhetik untersucht. Anordnung und Annotation der Fotos verweisen auf das Album als Narrationsraum für subjektive Konstruktionen von Erinnerung.

Das Vorhaben wurde mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2004 an der Carl von Ossietzky Universität-Oldenburg unter Leitung von Prof. Dr. Detlef Hoffmann begonnen und wurde von April 2006 bis Dezember 2008 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit Mitteln der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur fortgeführt und abgeschlossen.

Die Ausstellung „Fremde im Visier. Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg“ wurde bislang in sieben Museen gezeigt: Stadtmuseum Oldenburg (Sommer 2009), Münchner Stadtmuseum (Winter 2009/2010), historisches museum frankfurt (Frühjahr/Sommer 2010), Stadtmuseum Jena (Herbst/Winter 2010/2011), Kreismuseum Peine (Frühjahr 2011), Legermuseum Delft, NL (Frühjahr/Sommer 2012), Joanneum Graz (Herbst 2012-Herbst 2013). Weitere Orte (Wien, Dresden u.a.) sind in Planung.

Die gleichnamige Publikation zur Ausstellung ist im August 2009 im Kerber Verlag erschienen.