Wintersemester 2020/21

Dr. Rudolf Herz
(München)

Rudolf Herz, geboren 1954 in Sonthofen, ist Kunsthistoriker, Bildhauer und Medienkünstler. Er studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München, danach Kunstgeschichte, Geschichte und Archäologie in München und Hamburg und wurde 1995 an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg mit einer Arbeit über die fotografische Inszenierung Adolf Hitlers promoviert.

Mit seinen zahlreichen Ausstellungsprojekten hat sich Rudolf Herz national und international einen Namen gemacht, zuletzt mit Flashes of the Future. Die Kunst der 68er oder die Macht der Ohnmächtigen (Ludwig Forum Aachen 2018) und Depicting Duchamp (Francis Naumann Fine Art New York 2020); mit seinem aktuellen Projekt Szeemann and Lenin Crossing the Alps ist er beim International Film Festival Rotterdam 2020 vertreten. Im Zentrum seiner künstlerischen und wissenschaftlichen Projekte steht das Zusammenspiel von ästhetischer Transformation, Forschung und Gesellschaftskritik. In seiner Rauminstallation Zugzwang (Kunstverein Essen/The Jewish Museum New York 2002) verdichtete er Erfahrungen aus dem Kontext seiner vieldiskutierten Ausstellung Hoffmann & Hitler. Fotografie als Medium des Führer-Mythos (Stadtmuseum München 1994). Daneben lehrte er an mehreren Universitäten und Kunsthochschulen im Fach Visuelle Kommunikation, zuletzt an der Münchner Kunstakademie.

Herz mischt sich regelmäßig in Debatten über Kunstprojekte im öffentlichen Raum ein, so etwa in die Diskussion über die Entfernung des Dresdner Lenin-Denkmals Anfang der neunziger Jahre. Nach der Ablehnung seines Vorschlags, das Denkmal als demontierte Skulptur an Ort und Stelle zu konservieren, reiste er mit den monumentalen Granitbüsten auf einem Sattelschlepper quer durch Europa (Lenin on Tour 2004).

Rudolf Herz kooperiert in seinen Projekten mit Kunstschaffenden aus vielen Bereichen, so etwa mit dem Architekten Peter Ottmann bei der skulpturalen Rekonstruktion von Duchamps Münchner Atelier (Marcel Duchamp. Le Mystère de Munich, Architekturmuseum München 2012) oder mit der Musikerin Julia Wahren bei der Produktion des Hörstücks Desperados oder Hitler geht ins Kino (Bayerischer Rundfunk 2018) und des Films Boris Lurie Has Left the Building (2019) über den New Yorker Begründer der NO!Art-Bewegung.

Für seine Arbeiten wurde Herz mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Münchner Förderpreis für Fotografie und dem Künstlerischen Förderpreis des Freistaates Bayern sowie mit Stipendien des Deutschen Historischen Instituts in Washington, D.C. und der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom. Zusammen mit Reinhard Matz zählte er 1997 zu den Preisträgern im Wettbewerb für das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas.

Im Wintersemester 2020/21 ist Rudolf Herz Gastprofessor am Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Am 4. November 2020 hält er einen Vortrag zum Thema Revolutionäre Ungeduld 1957-1967. Die Schwabinger Bohème als Impulsgeber der Studentenrevolte in den Rosensälen der Friedrich-Schiller-Universität.