Sommersemester 2019

Wer ist Flüchtling?

Flucht und Asyl in Deutschland seit 1945

Symposion
4. bis 6. Juli 2019
Altes Schloss Dornburg


Flucht und Asyl sind als Teil einer übergreifenden, auf Europa und Deutschland konzentrierten Migrations- und Grenzforschung seit etwa zehn Jahren in der Geschichtswissenschaft angekommen. Der integrierende Blick auf den politischen, juristischen und gesellschaftlichen Umgang damit ist in den beiden deutschen Nachkriegsstaaten jedoch bislang eher die Ausnahme geblieben. Unser Symposion will Wahrnehmungsmuster und Kategorisierungspraktiken, die sich seit 1945 im Umgang mit Geflüchteten herausgebildet haben, historisch analysieren und im interdisziplinären Austausch kontextualisieren. Welche Auswirkungen hatten (inter-)nationale Rechtsetzungen und der Kalte Krieg? Welche Veränderungen ergaben sich aus der Entstehung neuer Formen von Migration aus nichteuropäischen Regionen? Welchen Einfluss hatten und haben neue Infrastrukturen und die Professionalisierung der Akteure seit den siebziger Jahren?

Vor dem Hintergrund einer nach wie vor emotional geführten öffentlichen Debatte will das Symposion dazu beitragen, den Blick für die historisch gewachsenen Bedingungen des Umgangs mit Flucht und Asyl zu schärfen.


Programmübersicht

Donnerstag, 4. Juli 2019

14.30-15.30 Uhr
Begrüßung und Einführung
Annette Weinke (Jena)

Keynote Lecture
Pertti Ahonen (Tampere)
Flucht und Asyl als Gegenstand der bundesdeutschen Geschichts- und Sozialwissenschaften

16.00-18.00 Uhr
I. Displaced Persons und Flüchtlingsschutz nach 1945
Moderation: Annette Weinke (Jena)

Miriam Rürup (Hamburg)
Internationaler Flüchtlingsschutz im Umfeld der UNO und des Europarats

Hanna-Mari Kivistö (Jyväskylä)
Asylrechtsschutz in der frühen Bundesrepublik

Anna Holian (Tempe, AZ)
Displaced Persons in den Westzonen

Freitag, 5. Juli 2019

9.30-12.00 Uhr
II. Grenzlager und politische Flüchtlinge im Kalten Krieg
Moderation: Roman Birke (Jena)

Mathias Beer (Tübingen)
Flucht, Vertreibung und Zeitgeschichtsforschung in der frühen Bundesrepublik

Alexander Clarkson (London)
Politische Flüchtlinge in der Bundesrepublik

Julia Reinke (Jena)
Griechische Bürgerkriegsflüchtlinge in der DDR

Frank Bösch (Potsdam)
Vorreiter und Sonderfall. Flüchtlinge aus Chile und Vietnam

14.00-16.30 Uhr
III. Anerkennungskämpfe in den 1980er Jahren
Moderation: Daniel Stahl (Jena)

Harald Dörig (Jena)
Der „echte“ und der „falsche“ Flüchtling: Anerkennungspraktiken der Gerichte

Matthias Morgenstern (Augsburg)
Kirchenasyl in der Bundesrepublik

Julia Kleinschmidt (Berlin)
„Scheinasylanten“, „Wirtschaftsflüchtlinge“ und der Beginn der Asyldebatte

Lisa-Katharina Weimar (Osnabrück)
Zur visuellen Produktion von „Flucht“ und „Asyl“ in Pressefotografien der Bundesrepublik

Samstag, 6. Juli 2019

9.00-11.00 Uhr
IV. Asylpolitik und rassistische Gewalt nach der Vereinigung
Moderation: Franka Maubach (Jena)

Patrice Poutrus (Erfurt)
Der Weg zum Asylkompromiss 1992/93

Maria Alexopoulou (Mannheim)
Migration, Rassismus und Rechtspopulismus seit der Wiedervereinigung

Léa Renard (Potsdam)
Konstruktionen des Flüchtlings in der amtlichen Statistik

Serhat Karakayali (Berlin)
Ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit in der Bundesrepublik

11.30-13.00 Uhr
V. Deutschland nach der „Flüchtlingskrise“
Podiumsdiskussion mit Manuela Bojadžijev (Lüneburg/Berlin), Marion Detjen (Berlin), Martina Haedrich (Jena), J. Olaf Kleist (Osnabrück), Andreas Zick (Bielefeld)

Gesprächsleitung: Norbert Frei (Jena)