Die Jenaer Psychiatrie im 20. Jahrhundert
Bearbeiter
PD Dr. Tobias Freimüller, Martin Kiechle, M.A., Dr. des. Kristin Tolk
Projektleiter
Prof. Dr. Norbert Frei
Förderung
Ernst-Abbe-Stiftung
Kurzbeschreibung
Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wird die Geschichte der Jenaer Psychiatrie im 20. Jahrhundert erforscht – nicht vorrangig als Wissenschafts- oder Medizingeschichte, sondern als Gesellschaftsgeschichte. Im Mittelpunkt steht nicht nur die Jenaer Klinik für Psychiatrie und deren Zusammenwirken mit anderen Institutionen in Politik, Wissenschaft und Gesundheitswesen, sondern auch das ärztliche Personal und in besonderer Weise die Patienten. Es wird gefragt, ob und wie sich im 20. Jahrhundert das Handeln verschiedener gesundheitspolitischer Akteure wandelte und wie sich der Umgang mit psychisch kranken und geistig behinderten Menschen veränderte.
Die Untersuchung wird über die Zäsuren von 1933 und 1945 hinaus geführt und umfasst die Geschichte der Psychiatrie in Kaiserreich, Weimarer Republik, NS-Staat und DDR. Der schon eingehender erforschte Zusammenhang zwischen Psychiatrie und NS-Medizinverbrechen gerät damit nicht aus dem Blick, er wird aber kontextualisiert und in eine Vor- und Nachgeschichte eingebettet, so dass sowohl Aufschlüsse über die Radikalisierungsprozesse vor 1933 als auch über die noch deutlich weniger intensiv erforschten, aber nicht minder bedeutsamen Entradikalisierungs-, Transformations- und Lernprozesse nach 1945 zu erwarten sind.
Das Projekt, in dessen Rahmen drei Forschungsarbeiten entstehen, steht unter der Leitung von Prof. Dr. Norbert Frei und wird von der Ernst-Abbe-Stiftung gefördert. Es wurde ein wissenschaftlicher Beirat gebildet, dem neben Prof. Dr. med. Heinrich Sauer, dem Direktor der Jenaer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Prof. Dr. Cornelia Brink (Freiburg), Prof. Dr. Dirk Blasius (Essen) und Prof. Dr. Florian Steger (Halle) angehören.