Prof. Dr. Mary Nolan
(New York)
Mary Nolan, geboren 1944 in Chicago, ist emeritierte Professorin für Geschichte an der New York University. In ihren Forschungen beschäftigt sie sich mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts in Deutschland und Europa, mit den transatlantischen Beziehungen sowie mit der Geschichte der Menschenrechte.
Ihr Bachelorstudium absolvierte Mary Nolan Mitte der sechziger Jahre am Smith College in Northampton, Massachusetts, einem der renommiertesten Frauencolleges der USA. Nach einem Jahr als Fulbright-Stipendiatin an der Freien Universität Berlin – auf dem Höhepunkt der Studentenbewegung – ging sie an die Columbia University nach New York, wo sie nach Abschluss ihres Masters 1969 mit einer Promotion zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik begann. Ihre von Fritz Stern betreute und 1975 verteidigte Dissertation erschien 1981 unter dem Titel Social Democracy and Society: Working-Class Radicalism in Düsseldorf, 1890-1920.
Nach fünfjähriger Lehrtätigkeit an der Harvard University wechselte Mary Nolan 1980 an die NYU, wo sie 1993 zur Professorin für Geschichte ernannt wurde. Sie wandte sich den transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen zu und veröffentlichte 1994 mit Visions of Modernity: American Business and the Modernization of Germany ihre zweite Monographie, die mit dem George Lewis Beer Prize der American Historical Association ausgezeichnet wurde. 2012 erschien ihre vielbeachtete Überblicksdarstellung The Transatlantic Century: Europe and America, 1890-2010.
In zahlreichen weiteren Publikationen hat sich Mary Nolan mit Fragen der Geschlechter- und Konsumgeschichte, der Amerikanisierung Europas sowie der deutschen Erinnerungs- und Historiographiegeschichte befasst. Sie ist Mitherausgeberin mehrerer Sammelbände, darunter Crimes of War: Guilt and Denial in the Twentieth Century (2002), More Atlantic Crossings: European Voices in the Postwar Atlantic Community (2014) und das jüngst erschienene Routledge Handbook of the Global Sixties. Nolan publiziert auch zu bildungspolitischen Gegenwartsfragen, so etwa im Band The University Against Itself: The NYU Strike and the Future of the Academic Workplace (2008).
Mit Fellowships und Stipendien des DAAD, der Alexander von Humboldt-Stiftung, des American Council of Learned Societies und der Princeton University verbrachte Mary Nolan mehrere Forschungsaufenthalte an deutschen und amerikanischen Universitäten. 2013 erhielt sie als erste Frau den Helmut-Schmidt-Preis für deutsch-amerikanische Wirtschaftsgeschichte des Deutschen Historischen Instituts in Washington und der ZEIT-Stiftung. Nolan gehört den wissenschaftlichen Beiräten der Zeitschriften Politics & Society sowie International Labor and Working-Class History an.
Für die Zeit nach ihrer Emeritierung im Sommer 2018 plant Mary Nolan Forschungs- und Publikationsprojekte zur Geschichte der Menschenrechte, mit einem besonderen Fokus auf sozial- und wirtschaftshistorischen Aspekten sowie auf Frauenrechten. Daneben setzt sie ihr jahrzehntelanges Engagement in der Friedens- und Bürgerrechtsbewegung fort und befasst sich intensiv mit der Situation von Flüchtlingen und „undocumented citizens“ in den USA.
Im Wintersemester 2018/2019 war Mary Nolan Gastprofessorin am Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Am 6. November hielt sie einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel End of the American Century? End of the European Project? Reflections on the Current Crisis; im Zeitgeschichtlichen Kolloquium sprach sie am 28. November über das Thema Rethinking the Sixties: Views from the Global South.