Prof. Dr. Saul Friedländer
(Los Angeles)
Saul Friedländer, 1932 als Kind deutschsprachiger Juden in Prag geboren, floh mit seinen Eltern 1939 vor den deutschen Besatzern nach Frankreich. Versteckt in einem katholischen Internat überlebte er den Holocaust; sein Vater und seine Mutter wurden – nach einem gescheiterten Fluchtversuch in die Schweiz – deportiert und ermordet.
1948 verließ Friedländer Frankreich, um im israelischen Unabhängigkeitskrieg zu kämpfen. Seit 1950 studierte er in Tel Aviv, Paris und Genf, wo er ab 1964 am Institut universitaire de hautes études internationales unterrichtete. Seit 1976 war er zugleich Professor für Geschichte an der Universität Tel Aviv; 1987 folgte er einem Ruf an die University of California in Los Angeles, wo er noch heute lehrt. Im Wintersemester 2006/07 war Saul Friedländer Gastprofessor am Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Professor Friedländer ist einer der international bekanntesten Historiker des Nationalsozialismus und des Holocaust; zu den zahlreichen Ehrungen und akademischen Auszeichnungen, die er erfahren hat, gehören der Israel-Preis (1988) und die MacArthur Fellowship (1999). In Deutschland machte sich Friedländer bereits in den sechziger Jahren einen Namen mit biographischen Dokumentationen und Studien über Papst Pius XII. und das Dritte Reich (1965) und über den SS-Offizier Kurt Gerstein oder: Die Zwiespältigkeit des Guten (Paris 1967, dt. Ausgabe 1968). Sein autobiographisches Buch Wenn die Erinnerung kommt (Paris 1978, dt. Erstausgabe 1979) wurde als ein literarisches Meisterwerk gerühmt, ebenso der Essay Kitsch und Tod. Der Widerschein des Nazismus (Paris 1982, dt. Erstausgabe 1984). Große Beachtung fand der 1988 in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte veröffentlichte Briefwechsel mit Martin Broszat Um die „Historisierung“ des Nationalsozialismus. Für den ersten Band seines nunmehr abgeschlossenen Werkes Das Dritte Reich und die Juden wurde er 1998 mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet.
Saul Friedländers Bücher sind in viele Sprachen übersetzt. Auf Deutsch ist derzeit bei C.H. Beck lieferbar: Wenn die Erinnerung kommt, München 1998; Das Dritte Reich und die Juden. Band 1: Die Jahre der Verfolgung 1933-1939, Band 2: Die Jahre der Vernichtung 1939-1945, München 1998 bzw. 2006.
Sein neuestes Buch mit dem Titel Den Holocaust beschreiben. Auf dem Weg zu einer integrierten Geschichte, das im Rahmen seiner Gastprofessur am Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts entstanden ist, ist im September 2007 im Wallstein Verlag erschienen.