Sommersemester 2010

Prof. Dr. Atina Grossmann
(New York)

Atina Grossmann ist Professorin für Moderne Deutsche und Europäische Geschichte sowie Geschlechtergeschichte an der Cooper Union for the Advancement of Science and Art, einem privaten College in New York, das seit seiner Gründung 1859 für die Realisierung gleichberechtigter Bildungsmöglichkeiten eintritt – unabhängig von Geschlecht, ethnischer Herkunft oder sozialem Status.

Die in New York geborene Tochter einer aus Berlin emigrierten jüdischen Familie studierte Geschichte am City College in New York und an der Rutgers University, wo sie 1984 promovierte. Von 1983 bis 1988 unterrichtete sie am Mount Holyoke College in Massachusetts, von 1988 bis 1996 an der New Yorker Columbia University. 1996 kam sie an die Cooper Union.

Mit ihrer bahnbrechenden Arbeit über die Geschichte der Sexualreformbewegung in Deutschland zwischen der Weimarer Republik und der frühen Bundesrepublik (Reforming Sex: The German Movement for Birth Control and Abortion Reform, 1920-1950, New York 1995) hat sich Atina Grossmann international einen Namen auf dem Gebiet der Gender Studies gemacht. Auch zählt sie zu den angesehensten Experten für die deutsch-jüdische Geschichte im 20. Jahrhundert. Ihre vielbeachtete Studie über die Begegnungsgeschichte von Juden, Deutschen und Besatzern im Nachkriegsdeutschland (Jews, Germans, and Allies: Close Encounters in Occupied Germany, 1945-1949, Princeton 2007) wurde mit dem Fraenkel Prize in Contemporary History der Wiener Library in London sowie mit dem George L. Mosse Prize 2007 der American Historical Association ausgezeichnet. Sie ist Mitherausgeberin der Sammelbände When Biology Became Destiny: Women in Weimar and Nazi Germany (New York 1984), Crimes of War: Guilt and Denial in the Twentieth Century (New York 2002) und After the Nazi Racial State: Difference and Democracy in Germany and Europe (Ann Arbor 2009). Ihr aktuelles Forschungsprojekt behandelt die Geschichte jüdischer (Zwangs-)Migration in Zentralasien, Iran und Indien während des Zweiten Weltkriegs.

Forschungsaufenthalte verbrachte Atina Grossmann am Institute for Advanced Studies in Princeton, als Fellow des American Council for Learned Societies in New York, des National Endowment for the Arts in Washington D.C., der American Academy in Berlin, der New York University, des German Marshall Fund und als Gastwissenschaftlerin des Bucerius Institute for German Studies an der Universität Haifa. Im Wintersemester 2008/09 lehrte sie als Walter-Benjamin-Gastprofessorin für deutsch-jüdische Studien am kulturwissenschaftlichen Institut der Humboldt-Universität Berlin; dort leitet sie seit 2007 auch die jährlich stattfindende Leo Baeck Sommeruniversität für jüdische Studien. Frau Grossmann gehört den wissenschaftlichen Beiräten des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks sowie des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main an, saß von 2001 bis 2004 im Beirat der amerikanischen German Studies Association und zählt zu den Mitherausgebern der Zeitschrift New German Critique. Als Mitautorin und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats ist sie an der vom Leo Baeck Institut herausgegebenen Gesamtgeschichte der Juden in Deutschland beteiligt.

Am Dienstag, den 18. Mai 2010 hielt Atina Grossmann einen öffentlichen Vortrag zum Thema Juden und Deutsche nach dem Holocaust. Die frühen Jahre in West- und Ostdeutschland in den Rosensälen der Friedrich-Schiller-Universität. An drei Seminartagen diskutierte sie mit den Mitgliedern der Doktorandenschule über Frauengeschichte und Gender Studies.