Prof. Dr. Dan Diner
(Leipzig/Jerusalem)
Dan Diner ist Professor Emeritus für Moderne Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem und war von 1999 bis 2014 Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur sowie Professor an der Universität Leipzig.
In Frankfurt am Main studierte Dan Diner auf dem Höhepunkt der Studentenbewegung Rechts- und Sozialwissenschaften und promovierte 1973 zu einem Thema des Kriegsrechts. Nach seiner Habilitation 1980 unterrichtete er zunächst Moderne Arabische Geschichte in Odense (Dänemark), bevor er 1985 auf den Lehrstuhl für Außereuropäische Geschichte an der Universität Essen berufen wurde. Zusätzlich lehrte er seit 1988 Europäische Geschichte an der Universität Tel Aviv und leitete dort von 1994 bis 1999 das Minerva- Institut für deutsche Geschichte.
Dan Diners Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des 20. Jahrhunderts in Europa und im Nahen Osten, die Gedächtnisgeschichte des Holocaust, die jüdische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie die Globalgeschichte des Zweiten Weltkriegs. Auf ihn geht der Begriff vom „Zivilisationsbruch“ zurück. Zu seinen bedeutendsten Veröffentlichungen zählen Das Jahrhundert verstehen. Eine universalhistorische Deutung (1999/2015), Versiegelte Zeit. Über den Stillstand in der islamischen Welt (2005/2015), Gegenläufige Gedächtnisse. Über Geltung und Wirkung des Holocaust (2007), Aufklärungen. Über Variationen von Moderne (2008/2017), Zeitenschwelle. Gegenwartsfragen an die deutsche Geschichte (2010) sowie Rituelle Distanz. Israels deutsche Frage (2015). Zwischen 2011 bis 2017 erschien die von ihm im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften herausgegebene siebenbändige Enzyklopädie Jüdischer Geschichte und Kultur. Zudem gibt er dort eine Editionsreihe zur modernen jüdischen Geschichte heraus.
Für seine Forschungen wurde Dan Diner mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Ernst-Bloch-Preis der Stadt Ludwigshafen 2006, dem italienischen Premio Capalbio 2007 und dem Leipziger Wissenschaftspreis 2013. Die Freie Universität Berlin verlieh ihm 2015 die Ehrendoktorwürde. Zahlreiche Gastprofessuren und Fellowships führten Diner unter anderem an die Stanford University, das Institute for Advanced Study in Princeton und die University of Chicago, aber auch nach Wien, Luzern, Oxford, Uppsala und an verschiedene deutsche Universitäten.
Dan Diner gehört unter anderem den wissenschaftlichen Beiräten des Fritz-Bauer-Instituts in Frankfurt am Main und des Zentrums Jüdische Studien Berlin-Brandenburg an. Er ist ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, wo er das Editionsprojekt Europäische Traditionen – Enzyklopädie jüdischer Kulturen leitet. An der Hebräischen Universität leitet er seit 2014 das vom European Research Grant (ERC) geförderte Projekt Judging Histories – Experience, Judgement and Representation of World War II in an Age of Globalization und arbeitet in diesem Kontext an einer Studie zur Globalgeschichte des Zweiten Weltkriegs.